[ Heldinnen-Porträt Juni 2021 ]
[ ClaudiaDahinden I burnbaby I Interview am 29.04.2021 ]
Heldinnen-Affirmation:
Machen statt Träumen!
Lebe dein eigenes Life Design. Gestalte dir dein Leben so, dass es stimmig für dich ist und dich begeistert. Hab den Mut, loszulegen und einfach zu machen statt deine Träume aufzuschieben.
Karin, die Heldin des Alltags von Mai, hat mich mit ihrer Heldinnenpower direkt zu Claudia geführt (ihr erinnert euch vielleicht: Karin steht für mich für «Power of Connection). Bereits auf den ersten Blick in Claudia’s Profile und Projekte war mir klar: Wir haben da so einige gemeinsame Nenner. Sei es der «Design Your Life-Ansatz», den ich 2017 persönlich bis ins Detail zelebriert (inkl. Life Design Prozess in einer Gruppe mit Skillsgarden), und Elemente davon in ein 3-teiliges «Leben im Flow»-Seminar @nature integriert habe. Sei es der Fokus auf selbstbestimmtes Wirken und Handeln, Eigenverantwortung und Gestaltungsfreiheit - insbesondere das Thema «Zukunftsgestaltung», für das ich mich im Kontext von x27 ebenfalls engagiere. Sei es Polyjobbing und die Vielfalt an Aktivitäten, die mein (Work-)Life-Puzzle ausmachen. Sei es, dass wir uns beide als Impulsgeberinnen und Mutmacherinnen bezeichnen. Oder auch die farbenreiche Darstellung ihrer Webseite, die mich sehr an mein Motto «en Couleurs» erinnert.
Der erste Eindruck hat mich nicht getäuscht, Claudia lebt mit Begeisterung und innerem Feuer das, wofür sie steht, gestaltet aktiv und selbstbestimmt ihr Leben und ermutigt in ihrem Job und ihrer Selbstständigkeit andere, dies ebenfalls zu tun. Gestaltungsorientiert etwas in Bewegung setzen, durch Querdenken und im Dialog - das zeichnet Claudia’s Heldinnenkraft für mich aus.
Claudia, aus meiner Sicht gibt es einige Fäden, die uns miteinander verbinden. Fangen wir einmal mit dem Thema «Life Design» an. Was verstehst du darunter?
Mein eigenes Leben (aktiv) so zu gestalten, dass sich für mich ein bereicherndes Lebens- und Arbeitsmodell ergibt, in dem sich meine Stärken, Interessen und Werte zu einem stimmigen Ganzen verbinden. Ein Lebensmodell, in dem Begeisterung und Leidenschaft Platz hat und in dem ich mich lebendig fühle. Für mich ist Life Design weniger ein Projekt als vielmehr eine Haltung, die ich einnehme. Bei mir hat Life Design ausserdem viel mit meiner Arbeitswelt zu tun; in dem Zusammenhang bin ich auch darauf aufmerksam geworden.
Inwiefern? Wie ist dieses Thema bei dir auf die Agenda getreten?
Ich war zu dem Zeitpunkt Ende Vierzig und habe mir selbst Gedanken gemacht, wie ich die nächsten Jahre meines Arbeitslebens gestalten möchte. Mich hatte eine Aussage, die ich privat einmal hörte, ziemlich schockiert: «Jetzt muss ich nur noch 10 Jahre arbeiten bis zur Pension.» Für mich wäre das gleichbedeutend mit zehn verlorenen Jahren, denn ich verstehe Arbeitszeit auch als Lebenszeit. In meiner angestellten Funktion als Projektmanagerin für Strategische Human Resources (HR)-Projekte habe ich Life Design entdeckt. Die Methoden und Haltung von Design Thinking auf das eigene Leben zu übertragen, haben mich begeistert. So habe ich dann auch die Ausbildung zur zertifizierten Life Design Coach bei Work Life Romance in Köln absolviert.
Jetzt hört sich das erstmal sehr nach Selbstverwirklichung an. Was hat Life Design für dich mit dem «grösseren Ganzen» zu tun?
Life Design setzt zunächst beim Individuum an. Life Design-mässig zu denken und zu handeln spricht unter anderem die Eigenverantwortung und das aktive Nutzen von Gestaltungsfreiräumen jedes Menschen an. Gleichzeitig ist es aber immer auch eingebunden in den grösseren Kontext, das Umfeld, das einen umgibt, die Gesellschaft als Ganzes.
Zum einen braucht es aus meiner Sicht eigenverantwortliche Individuen, welche die Gesellschaft aktiv mitgestalten. Zum anderen mag die Reflektion des eigenen Lebens- und Arbeitsmodells individuell vonstatten gehen – die Umsetzung hingegen geht nur gemeinsam. Jedes Individuum ist Teil eines Umfelds, sei es privat, beruflich oder gesellschaftlich. Wenn ich zum Beispiel mein Lebensmodell anpassen möchte, funktioniert das nur in Abstimmung mit meinem Umfeld. So bin ich beispielsweise bei der Reduktion von 100 auf 80 Prozent Arbeitspensum zunächst in Dialog mit meinem Partner und meinem Arbeitgeber gegangen, um eine Lösung zu finden, die für alle stimmt und realisierbar war.
Dieses Beispiel zeigt wirklich gut auf, wie wir als Individuen alle in Verbindung mit dem Ganzen stehen. Aus meiner Sicht als Happiness Trainerin kann ich ausserdem folgendes beisteuern: Menschen, die eine für sich stimmige Lifebalance leben, in der sie das, was sie gut können und gerne tun, leben können, sind zufrieden und erfüllt, agieren selbstwirksam und erleben Sinnhaftigkeit/Purpose. Das strahlt ins Umfeld ab und inspiriert andere. Zum anderen sind sich diese Personen ihrer Selbst genug, d.h. sie lassen sich weniger von Erwartungen anderer oder Konventionen leiten, sondern von ihrem eigenen Kompass.
Was für Wellen das im eigenen Leben schlagen kann, kann man/frau bei dir sehen: Du hast für dieses Thema so sehr Feuer gefangen, dass du zunächst die Ausbildung zum zertifizierten Life Design-Coach absolviert hast. Nun bist du Polyjobberin (=mehrere Jobs parallel) und bietest als selbstständige Beraterin Einzelcoachings an ebenso wie Workshops für Privatpersonen und Unternehmen im Rahmen von burnbaby zusammen mit Simone Reinmann und Fabienne Stoll. Wie habt ihr zueinander gefunden und wie kam es, dass ihr burnbaby - work life design on fire - nun zusammen «befeuert»?
Auf Fabienne bin ich gestossen, weil sie in einem LinkedIn-Post zu Design Your Life verlinkt war und mir auffiel, dass sie auch in der Schweiz lebt und ebenfalls die Ausbildung zum zertifizierten Life Design Coach in Köln abgeschlossen hat. Wir haben uns dann einfach mal auf einen Kaffee in Bern zum Austausch getroffen und stellten auf Anhieb Gemeinsamkeiten fest. Bei einem weiteren Treffen kam Simone dazu, eine gute Kollegin von Fabienne und ebenfalls zertifizierte Life Design Coach. So nahm das Ganze seinen Lauf und burnbaby - work life design on fire - ist innerhalb von einigen wenigen Monaten entstanden. Entsprechend dem Design Thinking Prozess haben wir unseren ersten Prototyp “gebaut” und getestet - unseren ersten #WorkLifeDesign-Workshop.
3 Menschen – 3 Arten zu Arbeiten. Wie greift das ineinander, gibt es da nicht auch oftmals Meinungsverschiedenheiten zum Wie und Was?
Dass wir nicht immer einer Meinung sind, gehört dazu. Das macht Vielfalt aus. Das empfinde ich eher als Bereicherung und mit unseren unterschiedlichen Backgrounds ergänzen wir uns zudem gut. Ich persönlich lerne beispielsweise viel von der Kommunikationsexpertise von Simone und Fabienne; mittlerweile bin ich dank Fabienne fast schon Instagram-Profi.
Für mich ist das eher eine Frage der Dialogfähigkeit. Ausserdem verbinden uns auch unsere gemeinsamen Werte und natürlich die gemeinsame Begeisterung für #GutNeuArbeiten. Wenn überhaupt, dann erlebe ich mehr die Frage als Herausforderung, wie wir alles unter einen Hut bringen können. Schliesslich lebt jede von uns ihr eigenes Life Design – und daher liegt manchmal einfach nicht alles drin, was wir gerne machen würden. Dieser bewusste Umgang mit den Ressourcen gehört auch zum Life Design.
Womit wir bei deinem eigenen Life Design wären. Neben deiner Selbstständigkeit bist du zu 80 Prozent bei einem Schweizer Versicherungsunternehmen beschäftigt, also als Polyjobberin unterwegs. Wie ergänzen sich diese Tätigkeiten für dich?
Wie bereits erwähnt, ist das Life Design aus meiner Berufstätigkeit als Angestellte entstanden. So bin ich bei meinen Tätigkeiten mit ähnlichen Themen unterwegs – einfach in unterschiedlichen Kontexten, mal als Projektmanagerin für strategische HR-Projekte in der Corporate Welt, mal als Einzelunternehmerin, dann wieder mit burnbaby. Das ermöglicht mir diese Lebenshaltung in verschiedene Welten zu tragen und damit etwas auf unterschiedlichen Ebenen zu bewegen. Auf jeder dieser Ebenen kann ich mich mit dem einbringen, was mich ausmacht und begeistert.
Du möchtest etwas bewegen. Was genau möchtest du in Bewegung bringen?
Mir liegt es unter anderem am Herzen, andere «Normalitäten» zu schaffen – die aktuell vorherrschende «Norm» zu ergänzen und zu erweitern um neue Lebens- und Arbeitsmodelle. Ich verstehe beispielsweise Diversity und Inclusion auch als Integration verschiedener Lebens- und Arbeitsentwürfe. Ich möchte Möglichkeiten schaffen, damit Menschen vorankommen, sich entwickeln und ein Leben führen können, das sie begeistert und für sie stimmig ist.
Zu einem stimmigen Lebensmix gehört auch ein anderer Aspekt von Life Design: die richtige Balance. Wie gelingt dir diese in deinem eigenen Leben?
Das ist nicht ganz einfach! Die richtige Balance für sich zu finden hat für mich sehr viel mit Eigenverantwortung zu tun. Mich abgrenzen zu können und meine Life Balance im Gleichgewicht zu halten, das ist auf alle Fälle ein Lernfeld für mich.
Noch dazu ist solch ein Gleichgewicht nicht statisch. Es bedarf einer steten Auseinandersetzung und ich prüfe für mich immer wieder, wo ich gerade stehe und nehme gegebenenfalls Anpassungen vor (in Abstimmung mit meinem Partner und meinem Umfeld). Life Design bedeutet den Status Quo kontinuierlich zu überprüfen und anzupassen, sozusagen Loopings zu drehen, um mein Leben in einer für mich stimmigen Balance zu halten.
Das entspricht wieder der Aussage, dass Life Design eine Haltung ist und kein «in sich abgeschlossenes, temporäres» Projekt. Wenn wir das als Mindset in unser Leben integrieren möchten, welche Fähigkeiten und Kompetenzen sollten wir dafür deiner Meinung nach entwickeln?
Zuallererst Eigenverantwortung und Eigeninitiative. Nur wenn ich mich selbst als Gestalter:in meines Lebens verstehe, kann ich dieses auch prägen und entwickeln.
Sich bewusst zu machen, welche meine Stärken sind, wofür ich brenne, was mir wichtig ist im Leben und wie ich wirklich, wirklich leben und arbeiten will. Das eigene Life Design kontinuierlich zu reflektieren, ist ein weiterer wichtiger Punkt. Und dann Ideen sammeln, Prototypen machen, testen, reflektieren und bei Bedarf wieder anpassen. Um diese Anpassungen umzusetzen ist es ausserdem wichtig in Dialog zu treten mit seinem Umfeld und eventuell auftretende Interessenskonflikte konstruktiv lösen zu können.
Und natürlich braucht es Neugierde und Offenheit, Dinge einfach mal auszuprobieren ebenso wie den Mut, sich auf den Weg zu machen, seine Komfortzone zu verlassen und sich auf Neues einzulassen.
Jetzt hast du uns eine bunte Palette an Möglichkeiten aufgezeigt. Herzlichen Dank. Auf deiner Webseite ist mir sofort das bunte Farbspektrum aufgefallen – als Encourageuse für ein Leben en Couleurs wahrscheinlich eine subjektiv eingefärbte Wahrnehmung. Gibt es denn eine Farbe, die dich besonders anspricht?
Ich lasse eigentlich gerne das gesamte Farbspektrum auf mich wirken, meine Farb- und Kleiderwahl hat oft etwas mit meiner jeweiligen Stimmung zu tun. Heute beispielsweise trage ich türkis, weil ich merke, dass mir das gerade gut tut. Tendenziell habe ich ein kräftiges Pink besonders gern oder auch Rot. Ersteres ist für mich ein Statement; zweiteres ist bei mir stark assoziiert mit «Für etwas brennen», Leidenschaft, Begeisterung und Lebendigkeit ... Aspekte, die mir sehr wichtig sind im Leben.
Auch Held:innen brennen ja immer für etwas. Etwas, das sie in Bewegung setzt, die eigene Held:innenreise in Angriff zu nehmen. Was löst der Begriff Heldin bei dir aus?
Heldinnen sind für mich Menschen, die etwas bewegen. Das können Heldinnen sein, die im alltäglichen Leben etwas in Bewegung setzen. Das können aber auch Menschen sein, die stärker im Fokus der Aufmerksamkeit stehen, bekannter sind und öffentlichkeitswirksam etwas bewegen.
Für mich sind Heldinnen Menschen, die das machen, was ihnen wichtig ist. Menschen, die ihr Leben mutig gestalten und es wagen, dabei manchmal auch Normen und Erwartungshaltungen zu durchbrechen.
Und dazu zähle ich auch diejenigen, die aufgrund äusserer Umstände ihr Leben nicht so leben können, wie sie sich das wünschen würden; die aber den Blick auf das Positive, das Gestaltbare und die Möglichkeiten richten und etwas aus ihrem Leben machen.
Diese Perspektive auf Heldinnen mit Blick auf das ihnen innewohnende Gestaltungspotential und der Möglichkeitsfokus entspricht mir.
Wenn du jetzt den Frauen – den Menschen abschliessend etwas mit auf den Weg geben könntest, was wäre das?
Einfach mal machen. Schieb es nicht auf die lange Bank, deine Träume zu leben. Sondern komm ins Tun, ins Machen, Schritt für Schritt, Ausprobieren, Anpassen, Weiterentwickeln.
Die aktuelle Situation zeigt es doch sehr deutlich: Von einem Tag auf den anderen kann der Kontext, in dem du dich bewegst, ein völlig anderer sein. Momentan ist es Covid-19, es kann aber auch etwas völlig anderes sein, das dein gewohntes Umfeld auf den Kopf stellt. Darum leb JETZT das Leben, das dir entspricht. Das muss nicht bedeuten, gleich alles umzukrempeln. Im Gegenteil: Es kann auch im Kleinen anfangen. Ausprobieren ist die Devise.
Gerne gebe ich euch dazu noch eine Geschichte aus meinem eigenen Leben mit auf den Weg: Ich hatte über Jahre hinweg den Traum einmal drei Monate in Italien zu verbringen, italienisch zu lernen, einen Kochkurs zu besuchen, das «dolce vita» zu geniessen. Aber drei Monate! Das war der Punkt, an dem es gescheitert ist. Bis ich während meiner Ausbildung zum Life Design Coach bei einer Übung festgestellt habe, dass dieser Traum auch entkoppelt von der Zeitspanne betrachtet werden kann. Kaum hatte es bei mir diesen Klick gemacht, hatte ich schon einen Kontakt für eine Sprachschule in Florenz an der Hand, drei Wochen Ferien bei meinem Arbeitgeber eingereicht und am nächsten Tag bereits Sprachschule, Flug und Unterkunft gebucht. Dieser Moment, dieses Gefühl ist mir noch immer sehr präsent ... wie ich durch die Strassen von Florenz zur Schule laufe und das Gefühl habe, ich schwebe vor Glück. Eins hat mir diese Erfahrung gezeigt: Ich hatte so lange abgewartet, um am Ende festzustellen, dass es nur einer kleinen Anpassung bedurfte, um diesen Traum Realität werden zu lassen.
Also: Machen statt Träumen!
Danke, liebe Claudia, dass du als Role Model für gelebtes Life Design dazu aufrufst, das Leben in die eigenen Hände zu nehmen und es mutig und eigenverantwortlich zu gestalten.
Wer jetzt gerade mit dem eigenen Life Design durchstarten oder einfach mehr darüber erfahren möchte, findet hier weitere Infos:
Life Design Consulting I Claudia Dahinden: Design a life. Design alive. Damit Menschen ihren Beruf und ihr Privates ganzheitlich betrachten, ihr individuelles Lebensmodell gestalten und sich dabei richtig lebendig fühlen.
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